Ikari Warriors im Test

Atari ST

Wir leben in einer Zeit als wo sich Politiker mit Gesetzentwürfen zum Thema Jugendschutz regelrecht überschlagen. Zu blutig, zu Gewalt verherrlichend, ja stellenweise menschenverachtend seien moderne Spiele. Wer denkt das sei eine Diskussion der letzten Jahre, der irrt. Ikari Warriors von SNK beschwor diese Debatte schon vor über 20 Jahren herauf.

Ikari_Warriors_11Das aus der Spielhalle stammende Action Spiel machte sich geschickt die Trends um Capcoms Commando und Filmen wie Rambo zunutze. Und obwohl es nur eines unter vielen ähnlichen Spielen war, erlange es doch recht schnell Kultstatus. Dies lag einerseits an der neuartigen Steuerung mit unterschiedlichen Richtungen für Laufen und schießen. Andererseits aber auch an den zahlreiche Portierungen für diverse Systeme. Angefangen beim Atari VCS bis hin zum Amiga.

Dabei macht Ikari Warriors im Prinzip kaum etwas besonders. Die Story um einen entführten Colonel, der vom Spieler befreit werden muss, gewinnt garantiert keinen Preis. Und im Grunde genommen bemerkt man sie nicht mal, sofern man nicht verbissen nach ihr sucht. Oder bis zum Spielende durchhält. Auch das Dschungel Setting mit den muskelbepackten Hauptfiguren macht keinen Hehl aus den offensichtlichen Inspirationsquellen. Das Spiel könnte man genauso gut unter einer Rambo oder Chuck Norris Lizenz veröffentlichen.

Spielerisch gibt es allerdings doch ein paar Eigenheiten, wodurch sich der Action Titel durchaus angenehm von vielen damaligen Kollegen absetzen kann. Wie üblich kämpft man sich aus der Vogelperspektive allein oder zu zweit durch ein vertikal scrollendes Level zum nächsten. Wobei man die klassische Leveleinteilung im Grunde genommen über Board werfen kann, da diese nahtlos ineinander übergehen. Während jedoch andere Spiele mit hohem Spieltempo und brachialen Waffen beeindrucken wollen, geht es bei Ikari Warriors ehr gemächlich zu. Bewaffnet nur mit MG und Handgranaten ist gezieltes Schießen angesagt. Denn die Geschosse haben nicht nur eine begrenzte Reichweite, es steht auch nur Einzelschuss zur Verfügung. Wer hingegen wild drauf los ballert, kann an Munitionsarmut sterben.

Ikari_Warriors_5Ikari Warriors war nämlich das erste Spiel seiner Art mir begrenzter Munition. Glücklicherweise (?) trifft man aber recht häufig Power Ups und Munitionsnachschub. So das dieses Element kaum zum Tragen kommt. Neue Waffen gibt es hingegen nie. Höchstens mal ein Munitionsupgrade oder ein Herrenloser Panzer, der vom Spieler leicht übernommen werden kann. Und dann macht es erst so richtig spaß. Wo man sich zu Beginn noch vorsichtig vortasten musste, kann man jetzt einfach über die Feinde hinweg brettern. Nur blutig wird es dabei nie. Vielmehr verabschieden sich die feindlichen Horden durch eine elegante Drehung um die eigene Achse. Für die anfangs erwähnte Gewaltdebatte reichte damals schon das kriegerische Thema an sich aus.

Wenn man Ikari Warriors aber etwas vorwerfen kann, dann ist es kaum vorhandene Abwechslung. Wiederholt kommen die gleichen einfallslosen Gegner auf einen zu gerannt, während man durch langweilig gestaltete Schlauch Level wandert und von einem druckvollen, allerdings dennoch recht einfachen, Hintergrundlied in der Endlosschleife berieselt wird. Gelegentlich unterbrochen durch 2-3 FX. Zwar trifft man hin und wieder mal auf einen gegnerischen Bunker, darf sich gegen Helikopter zur Wehr setzen, oder tauscht das Dschungel Setting am Ende gegen eine futuristische Geheimbasis ein. Aber von wirklicher Abwechslung kann man nicht sprechen. Auch die Bewegungsfreiheit ist im Vergleich zu vielen Konkurrenten eingeschränkt. Da man wie damals üblich nicht speichern kann, sollte man die frühen Level zu allem Überfluss genügend zu Gesicht bekommen.

Ikari_Warriors_9Und das dürfte schnell passieren. Trotz des eher geringen Spieltempos, wird man nicht selten von Feinden aus allen Richtungen überrumpelt. Gerade dann, wenn man es eilig hat. Da ja die eigene Waffe nur eine geringe Reichweite besitzt, muss man zudem des öfteren näher an den Angreifer heran, als einem lieb ist. Eine Gegner-KI ist jedoch nicht vorhanden, und so kann man direkt am Feind vorbei laufen, während dieser nur 1m neben dem Spieler über den Bildschirm wandert. Besinnt man sich also und geht die Sache etwas ruhiger und taktischer an als gewohnt, kann man schnell Erfolge vorweisen. Bis zum Ende durchzuhalten ist dennoch alles andere als leicht.

Die Joystick Steuerung ist dabei prinzipiell ok. Allerdings ist das Bewegen in diagonalen Richtungen nicht immer so leichtgängig, wie man es sich wünschen würde. Per Feuerbutten feuert man einen Einzelschuss ab, oder, wenn man etwas länger drückt, eine Handgranate. Gegenüber der 2 Button Steuerung der Arcade Version ist diese kurze Verzögerung ein klarer Nachteil. Rotations-Joysticks gibt es in der Heimversion natürlich auch nicht. Also wird normalerweise immer in die Richtung geschossen, in welche man läuft. Man kann zwar die Schussrichtung über die Tastatur arretieren, um beispielsweise nach vorne zu ballern, während man seitlich läuft. Doch obwohl das ein wichtiges Element des Originals ist, kommt man gut ohne aus. Worüber man froh sein sollte, denn das gleichzeitige Bedienen von Joystick und Tastatur stellt sich als etwas unpraktisch heraus.

Aus technischer Sicht zeigt sich SNKs Ballerei solide. Mal abgesehen von dem eher öden Leveldesign bekommt man noch leicht ruckeliges Soft Scrolling geboten. Bei hohem Gegner aufkommen gibt es zudem deutliche slowdowns. Generell liegt die ST Version optisch aber recht nahe am Arcade Original. Die Figuren sind im Vergleich zu Commando angenehm groß, Grafikfehler eine Seltenheit und die Animationen gehen für ein 1986er Spiel durchaus in Ordnung. Wenn man es jedoch zur ST Elite gegenüberstellt? Tja, da müssen sich die beiden Ikari Krieger doch mehr anstrengen. Hier fehlt es dann einfach an Details und technischer Finesse.




Nils meint:

Nils

Ich muss gestehen, ich bin innerlich zerrissen. Ikari Warriors ist ein Spiel, welches ich damals wiederholt gerne spielte, und nur schöne Erinnerungen damit verbinde. Aber die Realität sieht erneut anders aus. In den 80ern noch ein Kulthit, zeigt Ikari Warriors heute doch massive Alterserscheinungen. Technisch wie spielerisch wird nur wenig Abwechslung geboten und wer schon so manches jüngeres Effekt Feuerwerk gespielt hat, wird bei dem eher minimalistisch angehauchten SNK Titel nur noch müde lächeln können. Ikari ist nicht unbedingt schlecht, es ist einfach nur alt. Also besser vorher probe spielen.

Minimum Anforderungen:
TOS 1.00
512 KByte RAM
Farbmonitor

Positiv

  • Zwei Spieler Ko-op Modus
  • Panzer steuerbar
  • große Sprites

Negativ

  • beschnittene Steuerung
  • wenige Gegnertypen
  • abwechslungsarm
Userwertung
9.33333 3 Stimmen
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Forum
  • von Civilisation:

    Ein Klassiker findet seinen Weg auf den Atari ST. Lest die überarbeitete Rezension von Nils zu dem Spiel. Ikari Warriors Wir leben in einer Zeit als wo sich Politiker mit Gesetzentwürfen zum Thema Jugendschutz regelrecht überschlagen. Zu blutig, zu Gewalt verherrlichend, ja...

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Ikari Warriors Daten
Genre Shoot’em’up
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion -
Verfügbarkeit 1988
Vermarkter Elite
Wertung 7.6
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neXGam YouTube Channel
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