EA Sports WRC im Test

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Es ist eine neue Ära, die eingeläutet wurde. Codemasters, seines Zeichens jahrelang bekannt durch ihre Formel 1 Versoftungen und der Dirt Reihe haben sich nun erneut dem Rallyesport angenommen, und dass erstmals mit offizieller Lizenz. Da kann doch nicht viel schiefgehen, möchte man meinen.

EA-Sports-WRC-11Ein wenig ungewohnt war es für mich, nach langer Zeit mal wieder ein EA Sports Game zu zocken. Ich glaube, mein letztes FIFA war von 2012, also schon ein wenig her. Seitdem habe ich keinen Sporttitel mehr angefasst. Warum genau, kann ich euch nicht einmal sagen. Wahrscheinlich, weil sie keine Rennspiele gemacht haben, zumindest fernab der F1 Reihe. Die WRC hatte bei Kylotonn Racing im vorigen Jahr mit WRC Generations seinen krönenden Abschluss mit einer Art Best of- der vergangenen Spiele des Entwicklers ihren Zenit erreicht, was mich schon ziemlich traurig machte. Doch die Expertise von Codemasters durch die Dirt und vor allem Dirt Rally Spiele sollte das auf jeden Fall auffangen können.

Der Startbildschirm von EA Sports WRC ist schlicht, aber akkurat strukturiert worden. Die verschiedenen Spielmodi lassen sich über Registerkarten anwählen und reichen von der klassischen Einzelrallye über den Mehrspielermodus bis zur Karriere. Einsteiger in das Genre sei hier an dieser Stelle unbedingt die Trainingsschule nahegelegt, in der typische Situationen einer Rallye trainiert werden können. Wie nimmt man eine 180° Kurve? Wie unterschiedlich verhalten sich Front- und Hecktriebler? Das kann alles unkompliziert und unbeschwert hier ausprobiert werden. Wer sich noch an Dirt Rally erinnert, der weiß wahrscheinlich, dass der Schwierigkeitsgrad sehr hoch angesiedelt war. Dies ist mit EA Sports WRC nicht mehr ganz der Fall. Das Gameplay ist immer noch fordernd, jedoch nicht mehr so knallhart wie seinerzeit.

EA-Sports-WRC-04Die Karriere, als Herzstück des Spiels, lässt dabei nur wenige Wünsche offen. Was ich mir allerdings gewünscht hätte, ist, dass sie etwas liebevoller präsentiert worden wäre. Alles ist sehr schlicht gehalten und man sieht nur das Standbild eines Laptops, bei dem einzelne Teilbereiche gewählt werden. Der eigene Fuhrpark kann selbstständig gemanagt werden, jedoch sollte man hier darauf achten, nicht das Budget der Sponsoren zu überstrapazieren, denn das drückt die Stimmung bei diesem. Löblich ist hier, dass man von einer Vielzahl von Wagen aus einem üppigen Fuhrpark wählen kann. Während in bisherigen WRC-Titeln man nur in der WRC oder WRC2 und vielleicht noch in der Junior WRC seine Runden drehen konnte, gibt es hier noch weitere Rennklassen, in denen man sich mit den Kontrahenten messen kann. Auch in Sachen Fahrzeugen kann man hier dank des umfangreichen Lizenzpakets aus dem Vollen schöpfen. Neben den aktuellen Hybridboliden mit unter anderem der Ford Puma, darf man auch mit klassischen Rallyeautos aus der legendären B-Klasse wie dem Lancia Delta S2 über die Offroadpisten heizen. Dabei finden sich zahlreiche Hersteller, die man nicht so oft in anderen Spielen findet, wie zum Beispiel den Opel Kadett oder den Hillman Avenger.

Ebenso der Umfang der Strecken ist äußerst üppig geworden. Neben den Rallyes des aktuellen WRC-Kalenders, dürft ihr auch in fiktiven Rallyes wie die Rallye Italia oder die Rallye Oceania antreten. Die Zentraleuropa Rallye, die kürzlich im Länderdreieck Deutschland, Polen und Tschechien gefahren wurde, ist zwar noch nicht im Paket mit enthalten, wird aber bald per kostenlosem Update nachgeliefert werden. Doch schon jetzt sind mit 17 Rallyes, die mit rund 200 Etappen aufwarten, gibt es mehr als genug Möglichkeiten seine Runden zu drehen. Man muss allerdings bedenken, dass hier oft Wertungsprüfungen in beide Richtungen gefahren werden, was aber im offiziellen Kalender auch so enthalten ist, aber die Zahlen so noch in die Höhe treiben. Die Wertungsprüfungen variieren dabei auch in ihrer Länge. Während manche Abschnitte nur etwa 4 km lang sind und auf drei bis vier Minuten abgeschlossen sind, kann es durchaus sein, dass ihr auf bis zu 30 km Länge schon etwa 20 Minuten investieren müsst, die eure vollste Konzentration erfordern. Im Gegensatz zu anderen Rennspielen dürft ihr in EA Sports WRC nämlich nicht zurückspulen. Kommt ihr durch einen Verbremser von der Fahrbahn ab, könnt ihr euch entweder zurücksetzen lassen gegen Strafzeit oder im schlimmsten Fall seit ihr ausgeschieden. Zum Glück könnt ihr vor jeder Etappe in einem so genannten Shakedown die Strecke schon einmal auskundschaften, dafür erhaltet ihr einen zusätzlichen Reifensatz für die richtige Wertungsprüfung.

EA-Sports-WRC-06Bei der Fahrt an sich werden sich Fans der Dirt Rally Spiele sofort heimisch fühlen, trotz Wechsel von der hauseigenen Spielengine auf Unreal Engine 4. Die Entwickler von Codemasters verstehen es einfach, wie sich die unterschiedlichen Fahrbahntypen in puncto Realismus anfühlen müssen. So ist man auf Asphalt natürlich sehr griffig unterwegs, während man bei Schnee und Schlamm deutlich mehr schlittert und um den Grip quasi kämpfen muss. Aber genau Letzteres nutzt man, um die engen Kurven zu driften, und es macht einen Heidenspaß. Allerdings müsst ihr bereit sein, euch in das Gameplay reinzufuchsen. Wie gesagt, eine Rückspulfunktion gibt es nicht und der Einstieg wird einem Trotz Trainingsschule nicht leicht gemacht. Dennoch fühlt es sich so gut an, wenn man eine Etappe nach dem mehrfachen Versuch endlich mal als Bester abgeschlossen hat und das womöglich sogar fehlerfrei. In den unteren Rennklassen ist der Schwierigkeitsgrad an sich sowieso moderat gehalten, so bin ich bei den „langsamsten“ Fahrzeugen teilweise mit mehr als einer Minute Vorsprung ins Ziel gerast. Doch lasst euch nicht täuschen, denn in der WRC werdet ihr wie in der Realität um jedes Zehntel einer Sekunde kämpfen müssen.

In der Karriere müsst ihr fernab der Rennstrecke, aber auch euer eigenes Team managen. Neben Ausgaben wie Reparaturen, müsst ihr auch Personal einstellen, die dann quasi als passive Buffs die Turnierteilnahmen beeinflussen. Zum Beispiel lässt ein Techniker eure Reparaturzeiten nach einer Wertungsprüfung verkürzen, was euch oft den Hintern retten kann. Vor allem wenn ihr nach einem fatalen Fahrfehler mal wieder die Aufhängung und den Motor zu sehr strapaziert habt. Allerdings müsst ihr ebenso im Blick haben, dass die Mitarbeiter mit jeder Rallye immer müder werden und erschöpfte Mitarbeiter leisten nicht mehr so viel, wie frisch ausgeruhte, so dass ihr euch ebenso um den Freizeitausgleich kümmern müsst. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist der so genannte Builder Modus. Hier kann man aus einer Vielzahl von Komponenten seinen eigenen Boliden zusammenbauen. Dies erfordert zwar das nötige Kleingeld, steigert aber auch direkt die Bindung zu seinem eigenen Fahrzeug und es macht Spaß, sein Gefährt quasi aus dem nichts Entstehen zu lassen.

EA-Sports-WRC-16Wer auf den Managementteil gar keine Lust hat, der kann sich im Meisterschaftsmodus im Hauptmenü einfach so die klassische Weltmeisterschaft fahren. Zudem ist es möglich, sich seine eigenen Meisterschaften nach Belieben zusammenzustellen und das sogar unter Kriterien, die man selbst festlegt. Auch die Reihenfolge der Wertungsprüfungen kann man nach eigenem Gusto anpassen. Was auch erwähnt werden muss, ist der Moments Spielmodus. Hier werden reale oder fiktive Szenarien von Rallyes nachgespielt, die allerdings nur begrenzt zeitlich verfügbar sind. Hier misst man sich mit anderen Spielern online, wobei man unter bestimmten Kriterien Gold, Silber oder Bronze holen kann. Mal muss man dafür die Wertungsprüfung innerhalb eines bestimmten Zeitlimits beenden oder aber auch gegen Kontrahenten antreten. Hier Gold zu holen, ist allerdings nicht allzu leicht und werden von euch viel abverlangen, ist aber eine spaßige Alternative zur Karriere. In Sachen Mehrspieler hat EA Sports WRC auch einiges zu bieten und lässt euch neben eigenen Lobbies auch die bereits aus Dirt Rallye bekannten Clubs erstellen, über die man sich selber organisieren und eigene, zeitlich begrenzte Turniere abhalten kann.

Ein neuer Rennmodus, den ich so bisher noch nicht in einem anderen Rallyespiel gesehen habe, sind die Gleichmäßigkeitsprüfungen. Hier ist es essenziell, die Checkpoints zu einer bestimmten Zeit zu erreichen. Das heißt, in der Praxis, dass ihr weder zu langsam noch zu schnell fahren dürft, denn für jede Abweichung von der Zielzeit gibt es Strafpunkte. Diese summieren sich dann gegen Ende, so dass es sich um eine spannende Alternative zur klassischen Wertungsprüfung entpuppt. Hier ist es mitunter auch möglich, die Optik der Rallyes zu genießen. Diese sind allesamt hübsch gestaltet und man hat selber sogar die Wahl vorab jedes Event in den vier Jahreszeiten zu wählen. Doch leider fällt die Optik insgesamt gesehen doch eher ein wenig ab bzw. man erkennt keinen Fortschritt gegenüber Dirt Rally 2.0, was ja mittlerweile auch schon vier Jahre auf dem Buckel hat. User aus unserem Forum klagten zudem auch über gelegentliche Ruckler, die ich auf der PlayStation 5 nicht merklich hatte. Was mir allerdings bei manchen Wertungsprüfungen auffiel, waren unschöne Clippingfehler auf dem Boden, die sehr offensichtlich, weil im Blickfeld des Spielers sind. Auch muss man gelegentlich nachladende Texturen in Kauf nehmen, die das Gesamtbild trüben. Ich schiebe das aber nur auf den Wechsel auf die Unreal Engine und hoffe auf etwas Polishing in den nächsten Wochen, allerdings merkt man dem Spiel so doch an, dass etwas mehr Zeit hier vielleicht einen Benefit gebracht hätte.

 

Michael meint:

Michael

Man kann sagen, was man will, aber Codemasters verstehen einfach ihr Handwerk in Sachen Racing Games. Hier kommt auch die gesamte Expertise zum Tragen, die sie bereits in den Dirt Spielen und speziell bei Dirt Rally 2.0 gesammelt haben. Mit einer Vielzahl von Fahrzeugen, Strecken und Möglichkeiten für den Spieler sich zu entfalten wird nicht gegeizt, so dass man sicherlich Wochen und Monate mit EA Sports WRC verbringen kann. Allerdings sollte man beachten, dass der Titel nichts für Gelegenheitsspieler ist. Auch wenn der Einstieg leichter fällt als noch in Dirt Rally, wird euch der Titel einiges abverlangen. Wenn man sich damit arrangieren kann, erwartet ein spaßiges Rennspiel für viele Stunden. Beim nächsten Update hoffe ich allerdings, eine etwas lebendigere Karriere zu erhalten und dass auch der grafische Fortschritt Einzug hält.

Positiv

  • enormer Umfang
  • eigene Clubs, um mit anderen zu fahren
  • Builder Modus, um eigene Boliden zu basteln

Negativ

  • Grafisch etwas altbacken
  • manche Moments Rennen hinter Paywall (EA Play)
Userwertung
7.1 3 Stimmen
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Forum
  • von mzero2:

    Mistercinema schrieb: Eine breite Palette von Headsets wird mit EA SPORTS WRC kompatibel sein, darunter Meta Quest 3, Meta Quest 2, Meta Quest Pro, Valve Index, Oculus Rift S, Oculus CV1 und HTC Vive. Und PSVR2 geht mal wieder leer aus,...

  • von TommyKaira:

    Das dürfte auch ruhig langsam mal bei EA Play aufgenommen werden. ...

  • von Mistercinema:

    Electronic Arts kündigt mit der VR-Beta eine neue Erweiterung für das Spielerlebnis von EA SPORTS WRC an. Ab dem 30. April wird das neue Feature als kostenloses Update* für alle PC-Spieler:innen über Steam, Epic und die EA app mit kompatiblen Headsets verfügbar sein und den Fans eine neue...

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EA Sports WRC Daten
Genre Racing
Spieleranzahl 1 - 32
Regionalcode Regionfree
Auflösung / Hertz 4K
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2023-11-03 00:00:24
Vermarkter -
Wertung 8.7
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