Imperial Glory im Test

MacintoshPC Windows

Egal was immer behauptet wird - wirft man einen Blick auf die Liste der Neuerscheinungen, so scheint es, als sei das wichtigste Werkzeug der Spieleentwickler mittlerweile das Geschichtsbuch geworden. Nur zu gern mopst man sich hier ein passendes Szenario und versoftet die eigene Spielidee. Auch das für Windows PC  und Macintosh erhältliche Imperial Glory setzt auf die historische Komponente!

Imperial_Glory_11Wie heißt es doch so schön? Erfolg schafft Neider. Genau so einen auf den ersten Blick offensichtlichen Fall haben wir mit Activisions leider immer noch nicht für Mac erhältlichen PC-Strategiehit Rome: Total War und dem imperialen Ruhm aus dem Hause Pyro Studios. Nur das ihr hier nicht als Feldherr die Antike unsicher macht, sondern euch vielmehr als Staatsmann des Napoleonischen Zeitalters eure Brötchen verdient. Zur Auswahl stehen dabei die fünf viel versprechendsten Nationen der damaligen Zeit: Großbritannien, Frankreich, Russland, Preußen und Österreich-Ungarn. Kleinere Nationen wie z. B. Portugal oder Schweden werden leider ausschließlich von der CPU gespielt und sind auch nicht freischaltbar, wie das z. B. bei einem Rome: Total War der Fall war.

Wie beim römischen Vorbild wurde hier ebenfalls ein besonderes Augenmerk auf die epischen Schlachten gelegt. Wobei ich gleich an dieser Stelle anmerken muss, dass selbige nicht halb so imposant wie beim Produkt aus dem Hause Activision geworden sind. Von daher ist der Punkt »Historische Schlachten« eher ein netter Gag, als abendfüllender Spielspaß. Insbesondere weh tut es, dass ein Multiplayermodus mit Kampagnenkarte abermals fehlt. Lediglich einzelne Gefechte dürfen hier über LAN oder das Internet ausgefochten werden, jedoch völlig ohne weltpolitischen Zusammenhang.

Aber ein guter Singleplayer-Modus kann dieses Manko eventuell wettmachen. Und so stürzte ich mich in das Jahr 1789, kümmerte mich um die Organisation des Militärs, dem Ausbau der Städte und die Forschung, um später bessere und stärkere Einheiten bzw. Gebäude errichten zu können. Die Spielkarte wurde dabei in bester Risiko-Manier in einzelne Teile verstückelt, deren Zugehörigkeit durch die Farbe eines Landes symbolisiert wird. Jedes Fleckchen Erde erwirtschaftet monatlich eine gewisse Summe an Geld, Rohstoffe, Nahrung und Menschen - vier wichtige Dinge, um einen erfolgreichen Grundstock für ein Imperium zu legen.

Imperial_Glory_16Diese Ressourcen werden selbstverständlich für alle möglichen Tätigkeiten verbraten, herrscht irgendwo Mangel könnt ihr versuchen, euch mit euren Nachbarn über das Diplomatiemenü auf ein Handelsgeschäft zu einigen. In Sachen Diplomatie punktet Imperial Glory glücklicherweise gewaltig gegenüber den Römern, die in dieser Beziehung ja eher spartanische Optionen vorlegten.

Neben klug inszenierten Hochzeiten und Geschäften werden hier auch Koalitionen und Verteidigungsbündnisse abgeschlossen, sowie Krieg erklärt. Leider sind die Reaktionen der KI zum Teil nicht nachvollziehbar: Da bietet man einen Friedensvertrag + die Dreingabe von 1000 Goldstücke, was entschieden abgelehnt wird, nur um in der nächsten Runde selbst einen Frieden und einen Tribut von 3000 Gold anzubieten. Sowohl PC als auch Mac Version unterscheiden sich hier nicht.

Der ausgeprägteste Störfaktor ist jedoch das Spielziel. Ihr habt vor Beginn der Kampagne nämlich nur die Möglichkeit entweder aus »Erobere die gesamte Karte« oder aber dem Game auf Zeit nach Punkten zu wählen. Doch warum gibt es nicht auf einzelne Länder beschränkte Ziele, die sich am historischen Vorbild orientieren? Als Preußen eine Vormachtstellung in Mitteleuropa aufzubauen? Oder mit Russland den Balkan und Polen zu annektieren? Dies hätte dem Spiel womöglich noch mehr Würze verliehen und wäre auf jeden Fall eine interessante Abwechslung vom öden Kampagnenalltag gewesen. So sorgen aber einzig und allein kleinere Aufgaben für etwas frische Luft, auch wenn es sich meist um das simple Ansammeln irgendwelcher Ressourcen oder dem Ausbau der Handelswege handelt.

Kommen wir erneut zu den Schlachten. Schon auf den ersten Blick macht sich bei eingefleischten Schlachtenfans Enttäuschung breit. Waren es bei Rome: Total War noch teilweise eben bis zu 3000 kleine virtuelle Recken, die sich gegenseitig die Köppe einhauten, seid ihr hier mit 60 Mann pro Infantrie arg eingegrenzt. Kavallerie besteht sogar nur aus 36 Reitern, was angesichts der extrem großen Materialschlachten der damaligen Zeit etwas seltsam wirkt. Die Einheitenanzahl lässt sich im Übrigen auch nicht wie vermutet im Optionsmenü höher stellen ...

Imperial_Glory_19Immerhin klappt das kommandieren per einfachem Mausklick sehr leicht. Einige Unausgewogenheiten bei den Einheiten sind aber wie man im offiziellen IG-Forum von Eidos liest nicht nur mir, sondern ebenso vielen anderen Usern und Testern aufgefallen. So säbeln die billigen mit Stöcken bewaffneten Miliztruppen praktisch alles nieder, was ihnen so in den Weg kommt und selbst so manche Kavallerietruppe muss herbe Verluste hinnehmen.

Auch die KI hätte besser einer Generalüberholung bedarft, denn die scheint vom Wort »Taktik« noch nicht viel gehört zu haben. Anstatt sich im nahegelegenen Wald zu verschanzen und einen Hinterhalt aufzubauen, läuft man lieber geradewegs frontal in das Abwehrfeuer meiner Haubitzen...

Übrigens ist Imperial Glory auch grafisch nicht (mehr) überzeugend. Die Animationen der Truppen wirken jedenfalls schwerfällig und simpel gestrickt, Einheiten hauen beim Nahkampf öfters mal einfach in die völlig falsche Richtung (und verletzen den Feind trotzdem) und angeschlagene Infantristen bleiben seelenruhig beim Ansturm von 100 Kavalleristen stehen, so als kennen sie das Wort »Angst« überhaupt nicht. Das ist tapfer...

In grafischer Hinsicht ist der Titel mit seiner nüchternen Europakarte also mäßig spannend, wie sieht es in der Soundabteilung aus? Die Hintergrundmelodien sind von eher ruhiger Natur und durchaus passend, leider aber eben auch überhaupt nicht spektakulär. Vor allem in den Schlachten hätte ich mir z. B. einige Märsche gewünscht, die mit Trommelwirbel zelebriert werden, um für etwas mehr Atmosphäre zu sorgen.




Sebastian meint:

Sebastian

Als ich die Schillerscheibe in meinen Macintosh schob, war ich happy. Nach etwa 1-2 Spielstunden machte sich bereits Ernüchterung breit, gefolgt von gepflegter Langeweile ab Stunde 4 + 5. Imperial Glory fehlt einfach die Dynamik im Gameplay, die ein Rome: Total War auszeichnet. Zudem ist es handwerklich äußerst simpel gestrickt und zehrt durch einige Macken an den Nerven der Macintosh Gamer. An sich kein völlig missratenes Spiel, mein Geld würde ich dennoch lieber woanders investieren!

Positiv

  • Kommandieren funktioniert problemlos
  • Nur "Erobere Alles" Kampagnen

Negativ

  • Schlechtes Balancing der Einheiten
  • Kein Multiplayer
  • Technisch überholt
Userwertung
9.16667 3 Stimmen
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Imperial Glory Daten
Genre Strategie
Spieleranzahl 1 - 2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 2006-05-12
Vermarkter Feral Interactive
Wertung 5.9
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neXGam YouTube Channel
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