Die erste Generation: Atari 260ST - Atari 2080STF

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Nachdem bereits soviel über die ST Reihe geschrieben wurde, wird es zeit die Computer im einzelnen vorzustellen.  Alles begann 1985 mit den Modellen 260ST und 520ST. Der Atari ST basiert auf Motorolas MC 68000 CPU mit einem Takt von 8Mhz. Doch diese CPU war anfangs gar nicht vorgesehen. Stattdessen sollte die National 32032 den ST ursprünglich antreiben. Dies wurde allerdings wegen zu erwartenden Lieferschwierigkeiten schnell aufgegeben. Mit einem externen Datenbus von 16Bit und 32Bit Register lieferte die ca. 0,9 MIPS schnelle Motorola CPU nebenbei auch den Namen für Ataris neusten Rechner. Die Bezeichnung ST (Sixteen / Thirty Two) leitet sich von eben dieser 16/32Bit Architektur ab.

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Der erste Atari ST: noch mit externer Floppy

Um den ST so günstig wie nur möglich herzustellen, konzentrierte man sich auf einen einfachen Aufbau mit wenigen, aber hochintegrierten, Bausteinen. Dadurch wäre es sogar möglich geworden den ST deutlich kleiner zu bauen. Wie viele andere Rechner dieser Zeit setzte der ST zudem auf ein kompaktes, an Schreibmaschinen angelehntes, Gehäuse mit integrierter Tastatur. Diese wurde allerdings schon schnell wegen ihres komischen Schreibgefühls kritisiert.

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C64 und Atari ST Schöpfer: Shiratz Shivji


Ein weiteres hervorstechendes Merkmal war der Arbeitsspeicher von 512KB RAM. Was zum damaligen Zeitpunkt mehr als großzügig war. Der RAM ist schließlich auch der Teil, auf den sich die Computerbezeichnung bezieht. So kommt der  520ST mit eben 512KB und ein 1040ST mit 1MB daher. Einzige Ausnahme bilden der 260ST und der 520ST+. Ersterer war anfangs mit 256KB geplant, doch erkannte man schnell, dass dies nicht ausreichen würde. Da die Werbekampagnen aber schon angelaufen waren, und man einen 260ST veröffentlichen musste, erschien auch dieser Computer mit 512KB. Man braucht wohl nicht extra hervorzuheben, dass der 260ST so schnell wie möglich vom Markt genommen wurde. Der 520ST+ ist wiederum eine Sonderedition des 520ST mit 1MB RAM. Ab 1986 nahm der 1040ST eben diesen Platz ein und der 520ST+ verschwand. Insgesamt war der ST ein recht chaotisches Design. So wurden beim 520ST+ z.B. die RAM Bausteine per Hand übereinander gelötet. Ataris wirre Konstruktionen setzten sich beständig fort. Als der Atari Jaguar 1993 das Licht der Welt erblickte spottete die Fachpresse aus aller Welt: Die größte Errungenschaft der Konsole sei die Tatsache, dass Atari es endlich geschafft hat ein sauberes Platinen Layout zu erstellen.

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Der Grafikchip des ST (Shifter) war hingegen keine Offenbarung, wenn auch alles andere als schlecht. Es stehen 512 Farben zur Verfügung und 3 Betriebsmodi. Diese sind: 640*480*2, 320*200*16 sowie 640*200*4. Eigenen Grafikspeicher gibt es keinen, stattdessen übernimmt der Arbeitsspeicher diesen Part. Hardware Features wie Scrolling, Zoom oder Rotation sucht man leider ebenfalls vergebens. Alles musste von der CPU berechnet werden. Damit lag man durchaus im damals üblichen Leistungssegment, konnte aber mit dem direkten Konkurrenten Amiga 1000 bei weitem nicht mithalten. Zwar muss auch beim Amiga die CPU vieles berechnen, doch kann dessen Grafikchip weitaus mehr Farben und Auflösungen darstellen. Auch bekommt der Amiga Unterstützung durch seinen Blitter und Copper, was Vorteile bei Sprites, Scrolling und Playfields/Parallaxe bringt.

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Flight Simulator 2

Die Spiele des Atari ST litten lange unter der Beschränkung auf max. 16 gleichzeitige Farben und den 3 festen Auflösungen. Doch im Laufe der Zeit fanden fähige Entwickler Möglichkeiten diese Grenze zu umgehen und auf 32 oder gar mehr Farben zu erhöhen. Das Spiel Wings of Death z.B. kann stellenweise über 150 Farben gleichzeitig aufweisen. Aber natürlich nicht ohne Einschränkungen. In der ST DEMO Szene gehörten 512 Farb Demos dennoch alsbald zum beliebten Zeitvertreib. Doch egal wie sehr man sich auch anstrengte, der Amiga konnte nahezu immer noch ein paar Farben drauf legen.

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Great Giana Sisters

Für den guten Ton war Yamaha zuständig. Wobei „gut“ doch etwas optimistisch ist. Der im ST verbaute Yamaha YM 2149 verfügt nur über 3 Stimmen und 1 Rauschgenerator. Dazu kommt das die 3 Tonkanäle nur Rechteck Signale ausgeben können. Die Wiedergabe von Samples ist dazu nur umständlich, und in bescheidener Qualität, über die CPU möglich. Weshalb es fast nur in Demos genutzt wurde. Damit ist der ST Soundchip sowohl dem Amiga als auch dem SID des C64 hörbar unterlegen. Der YM 2149 ist darüber hinaus kein eigentlicher Yamaha Chip, sondern eine leicht modifizierte Lizenzversion des General Instrument AY 3 8910.

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MIDI Maze

Die MIDI Schnittstellen hingegen sind nicht Teil des eigentlichen Soundsystems und werden extra von 2 Motorola 6850 Chips ( ACIA ) verwaltet, welche auch für die Tastatur verantwortlich sind. Neben der offensichtlichen Verbindung mit MIDI Geräten konnte man aber auch andere Dinge mit diesen Schnittstellen anstellen. So war es bei dem 1987 erschienen Spiel Midi Maze möglich, bis zu 16 Computer in einem MIDI Ring Netzwerk zu verbinden. MidiMaze selbst ist im Prinzip ein Multiplayer Deathmatch ego shooter, lange vor Wolfenstein 3D und Co.
Neben je einen MIDI Ein und Ausgang verfügt der ST noch über einen ROM Port für Erweiterungen und Software Module. Zu den Hardware Erweiterungen gehörten auch AT Emulatoren, mit denen das abspielen von PC/DOS Software möglich war. Externe Festplatten, CD Rom Laufwerke und dergleichen werden über den ACSI Bus angeschlossen, welchen man als modifiziertes SCSI bezeichnen kann. Dabei können bis zu 16  Laufwerke in Reihe geschaltet werden. Der Monitor wird über eine 13 polige DIN Buchse angeschlossen, über die auch der Betrieb an einem TV mittels Scart (RGB) Kabel möglich ist. Was damals eine günstige Alternative zum offiziellen Farbmonitor darstellte. Parallel-, Serial- und Maus/Joystick Ports sind natürlich ebenso vertreten.

Die ersten Modelle verfügten noch über ein externes DD Diskettenlaufwerk mit 360KB oder 720KB Kapazität. Das verwendete Dateisystem ist mit dem von MS DOS bekannten FAT kompatibel, und so ist ein Datenausgleich zwischen PC und Atari ST theoretisch kein Problem. Allerdings oft nur in eine Richtung. Denn viele ST Disketten sind auf bis zu 1MB überformatiert, und können so von einem PC nicht ohne weiteres gelesen werden. Ab 1986 waren ST mit eingebauten Floppy erhältlich. Diese Computer tragen die Ergänzung „F“ im Namen. Am bekanntesten dürfte der 1040STF sein.

Eine weitere Variante stellten Computer der „M“ Reihe da, welche 1985 mit dem 520 STM begann. Computer dieses Typs verfügen zusätzlich zum normalen DIN Ausgang über einen HF Modulator, der den Betrieb am TV über den Antenneneingang ermöglicht. Systeme wie der 520STFM oder auch 1040STFM haben also sowohl ein internes Floppy, als auch einen Antennenausgang.

Während diese Rechner gut bekannte Massenware sind, stellt der 2080STF hingegen eine vielen unbekannte Rarität da. Dieser ST Computer entspricht im wesentlichen einem 1040STF, besitzt aber wie der Name schon sagt 2MB Ram. Er wurde nur in Jugoslawien durch die Firma Mladinska Knjiga vertrieben, wodurch er im restlichen Europa ehr unbekannt ist. Sollte man unerwartet in den Besitz eines solchen Computers gelangen, wäre es besser gut auf ihn acht zu geben.

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der seltene 2080STF

Das Betriebssystem des Atari ST war ein weiteres hervorstechendes Merkmal. In einer Zeit als die meisten Computer ihre Benutzer noch mit Texteingabe quälten, folgte Atari dem Beispiel von Apple und spendierte dem ST ein sehr einfach gehaltenes OS mit grafischer Benutzeroberfläche und Maussteuerung. Allgemein wird das Atari OS als TOS ( The Operating System ) bezeichnet. Setzt sich aber genau genommen aus mehreren Teilen zusammen. Doch dazu später. Die ST der ersten Serie mussten TOS 1.0 noch per Diskette booten. Doch schon kurze Zeit später wurde TOS fest in den ST eingebaut, was den Bootvorgang erheblich beschleunigte und den Rechner an sich stabiler machte. Ein defektes Betriebssystem aufgrund fehlerhafter Dateien wie man es z.B. von Windows kennt ist für Atari User kein Thema. Trotz des fest verbauten OS sind aber alle ST Computer weiterhin in der Lage auch von Datenträgern zu booten. Dies machte man sich später für zahlreiche alternative Betriebssysteme oder Ergänzungen, wie z.B. KAOS, zu nutzen. TOS 1.0 selbst war allerdings aufgrund der schnellen Entwicklung noch sehr Fehlerhaft. Es folgten später die Versionen 1.02 sowie 1.04.

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TOS

Da ein nagelneuer Computer Typ natürlich kaum Software hatte, wurden die ersten ST Rechner noch mit einem CP/M Emulator und der Programmiersprache LOGO ( bis Ende 1986 ) ausgeliefert. Das mitgelieferte ST Basic sollte jedoch in der Anfangszeit, trotz Unmengen von Bugs, mit die wichtigste Software sein. Bis zum Schluss hat sich die Tradition gehalten, dass jeder ST Rechner eine Basic Version auf der Language Disk hatte. ST Basic wurde allerdings später zum Glück durch Omikron Basic ersetzt. Einige Firmen nutzten die anfängliche Software Flaute aus, um MS-DOS/Macintosh Emulatoren zu verkaufen, oder um eigene Programmiersprachen zu etablieren. Folglich konnte man sich vor unterschiedlichen Programmiersprachen anfangs kaum retten. Im Laufe der Zeit etablierten sich dann aber C++ und GFA Basic als quasi Standards.

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Abschließend kann man wohl sagen, dass dieser Urtyp des ST der erfolgreichste und am längsten produzierte war. Angefangen vom 1985er 520ST konnte sich die Reihe mit dem 1040STFM bis 1994 halten. Der größte Teil der Software ist für diesen Computer Typ optimiert und mit einem 1040 STFM ist man für die meisten Spiele bestens gerüstet.

Specs:

CPU:
- Motorola MC68000 @ 8MHz

RAM: 
  • - 512KB, 1MB Bzw. 2MB
- Erweiterbar auf 4MB
( Maximal 16MB per aufwändigen 3. Party Erweiterungen )

Grafik:
Shifter
- 512Farben Insgesamt
- 32K Bildschirmspeicher
- 1040STFM der letzten Baureihen zusätzlich mit DMA Blitter.

Auflösungen:
- 640*400 Monochrom
- 320*200 bei 16 Farben
- 640*200 bei 4 Farben
( frei wählbar über TOS  )

Audio:
Yamaha YM-2149
- 3 Tonstimmen + 1 Rauschgenerator
- 30Hz bis 16KHz
- ADSR
- MIDI Schnittstellen zur Ansteuerung von Keyboards und dergleichen.

Floppy:
- Extern bzw. internes 3,5 Zoll DD Diskettenlaufwerk mit 720KB
- 250 Kilobits/sek
- Vereinzelt Disketten mit bis zu 1MB Überformatierung

Betriebssystem:
- TOS 1.00 bis 1.04.
( Per Umbau auch andere Versionen möglich.)

Schnittstellen:
- RGB  Monitor
- Antenne ( M Reihe )
- Maus/Joystick ( 2* 9polige D SUB )
- Floppy ( 14 polig DIN )
- ACSI
- Parallel ( 25p. D SUB )
- Seriell ( 25p. D SUB )
- MIDI in/out
- Extension Port ( 40 polig )
 

Übersicht: Die erste Generation: Atari 260ST - Atari 2080STF

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