Yoostar 2 - In the Movies im Test

PlayStation3Xbox 360
Neue Videospiel-Genres werden immer seltener. Wir leben in einer Welt in der es bereits Koch-Simulationen, Angelspiele und japanische Hunde-Gassi-Geh-Automaten gibt. Wahrscheinlich dauert es nicht mehr lange, bis jede Facette des Lebens auch in einem Game zu finden ist. Doch noch ist dieser Zeitpunkt nicht erreicht und wir freuen uns darüber, euch eine neue Spielidee vorstellen zu dürfen. Yoostar 2 ist eine Schauspielsimulation, die es Freunden der darstellenden Künste ermöglicht, sich in Filmklassikern auszutoben.

Der Name des Games ist etwas verwirrend, denn in Europa hat der Vorgänger niemals die Läden erreicht.  Yoostar erschien im Jahr 2009 nur in den USA für den PC, wird dort auch weiterhin angeboten und regelmäßig mit Updates versorgt. Darum handelt es sich auch bei dem neuen Yoostar Kinect-Titel und seinem Playstation-Pendant nicht um echte Fortsetzungen, sondern schlicht um angepasste Konsolenfassungen.

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Die Grundidee des Spiels lässt sich irgendwo zwischen originell und verrückt einordnen. Kurze Sequenzen aus bekannten Filmen werden zunächst in ihrer regulären Form abgespielt. Anschließend positioniert sich eine Person vor dem Kinect-Sensor so, dass sie eine vorgegebene Schablone auf dem Bildschirm komplett ausfüllt. Dann kommt die eigentliche Herausforderung, denn der Original-Darsteller wird entfernt und die Rolle muss vom Zocker mit neuem Leben gefüllt werden. Glücklicherweise wird der Dialog eingeblendet, um das Gedächtsnis zu schonen. Am Ende einer Runde wird die Performance nach verschiedenen Kriterien wie Timing, Gestik und Betonung bewertet.

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Hat man sich mit der Tatsache abgefunden, dass es sich mal wieder um ein Kinect-Game mit schlechter Menüsteuerung und ohne regulären Controller-Support handelt, kann es los gehen. Neben der Möglichkeit, einzelne Clips nach Lust und Laune auszuwählen, gibt es auch noch eine Art Karriere-Modus. Hier müssen gute Leistungen in vorgegebenen Szenen abgeliefert werden, um sich anschließend an schwierigeren Herausforderungen versuchen zu dürfen. Interessant ist die Tatsache, dass hier auch etwas ausgefallenere Aufgaben ohne Vorgaben auftauchen. Zum Beispiel steht der Zocker plötzlich hinter einem Mikrofon und soll eine kurze Pressekonferenz abhalten. Obwohl Yoostar 2 über keinen ausgewachsenen Multiplayer-Modus verfügt, eignet es sich gut um mehrere Nachwuchsstars gleichzeitig zu belustigen. In vielen der Szenen gibt es die Möglichkeit, gleich zwei Rollen zu besetzen.

  Insgesamt 80 Szenen befinden sich auf der Disc und der Großteil stammt aus sehr bekannten Filmen. Von Klassikern wie Casablanca über 80er-Jahre Kultstreifen wie Karate Kid bis hin zu recht aktuellen Blockbustern wie 300 ist eigentlich für jeden Geschmack etwas dabei. Auch Serien wie zum Beispiel CSI: Miami oder Star Trek sind mit an Bord. Trotz des ordentlichen Umfangs ist absehbar, dass bei häufiger Nutzung bald für Nachschub gesorgt werden muss. Bereits jetzt stehen viele weitere Videos zum Download bereit. Über die Preise lässt sich streiten. Wahrscheinlich ist es recht aufwändig das Material für den Einsatz im Spiel vorzubereiten, aber 160 MS-Points (knapp 2 Euro) für eine 20-sekündige Sequenz sind viel Geld. Ein Rock Band-Song kostet genau so viel und kann mehr Menschen über einen längeren Zeitraum beglücken.

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Die Schauspielerei ist eine hochkomplexe Kunst. Bereits ein falscher Gesichtsausdruck oder die übertriebene Betonung eines Wortes können eine komplette Szene versauen. Es ist wirklich erstaunlich, dass die künstliche Intelligenz inzwischen so weit fortgeschritten ist, dass sie solche Feinheiten treffsicher erkennen kann... Jedenfalls erweckt die Yoostar-Software den Eindruck mit dieser Gabe gesegnet zu sein. In der Realität sieht es etwas anders aus. Wer während eines Clips wild mit den Armen herumfuchtelt, dabei Grimassen macht und Grunzlaute von sich gibt, hat recht gute Chancen auf eine mittelmäßige Wertung (Ja, dieser Test wurde tatsächlich durchgeführt). Es ist möglich, die eigenen Highscores im Laufe der Zeit zu verbessern. Das geschieht aber eher durch vorsichtiges Herantasten an die korrekte Darstellung, da die Hinweise der Software oft wenig hilfreich sind. Trotz dieser Unzulänglichkeiten, muss gesagt werden, dass Yoostar 2 durchaus ein paar Stunden Spaß bringen kann. Dafür werden vor allem ein paar Freunde benötigt, die sich nicht zu ernst nehmen. Menschen, die Filme im Originalton bevorzugen, werden ebenfalls bedient. Eine Umstellung der Sprache der Konsole genügt, um alle Videoschnipsel auf Englisch genießen zu können.

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Die Möglichkeit, eigene Clips ins Internet hochzuladen, ist ein wesentlicher Aspekt von Yoostar 2. Neben der Xbox 360 Community können auch Facebook-Freunde und Twitter-Follower mit den selbstgedrehten Meisterwerken beglückt werden. Vor dem Kauf des Games sollte sich jeder Besitzer der aktuellen Microsoft-Konsole folgende Frage stellen: “Will ich, dass Videos auf denen ich mich merkwürdig benehme im Internet zu sehen sind und von anderen Menschen bewertet werden?“ Wer mit dieser Art von Exhibitionismus keine Probleme hat, darf sich sich freuen, denn der potentielle Spielspaß hat sich gerade mehr als verdoppelt. Wie bereits beschrieben, ist die automatische Szenenanalyse nicht sonderlich genau. Darum ist es auch deutlich interessanter, zu erfahren, wie die Online-Gemeinde die Leistungen einschätzt. Um Fans zu gewinnen, empfiehlt es sich natürlich, vom Drehbuch abzuweichen und zu improvisieren.

 

In der Werbung wird viel gelogen. Das gilt auch für die Videospielbranche. Das nachträgliche Aufhübschen von Screenshots und Videos hat bereits eine lange Tradition. Mit der Veröffentlichung von Sonys Eye Toy im Jahr 2003 erreichte die Vorspiegelung falscher Tatsachen dann eine ganz neue Qualität. Offensichtlich ist es gerade bei Games mit Kamera-Unterstützung notwendig, so zu tun, als ob die Hardware dazu in der Lage ist, perfekte Bilder einzufangen und auf den Fernseher zu übertragen. Daran hat sich bis heute nichts geändert.  Viele der offiziellen Yoostar 2-Dateien, sind entweder komplett gestellt, nachbearbeitet oder stammen aus der ersten Version des Spiels. Dazu muss gesagt werden, dass die PC-Fassung mit einer hochauflösenden Kamera und einem portablen Greenscreen ausgeliefert wird und dementsprechend bessere Ergebnisse ermöglicht.

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Es ist absolut unmöglich, mit Kinect glasklare Videoaufnahmen in Filmszenen einzubinden. Microsofts Wunderzubehör beherrscht zwar viele beeindruckende Tricks, aber die eingebaute Kamera hat klare Leistungsgrenzen. Das Bild wird immer grobkörnig aussehen, auch wenn die optimalen Lichtverhältnisse hergestellt wurden. Im Game fällt außerdem auf, dass es offensichtlich nicht ganz einfach ist, den Hintergrund komplett auszublenden und durch eine Filmszene zu ersetzen. Die Akteure sind immer von einem auffälligen weißen Rand umgeben. Besonders schwer scheint es zu sein, Haare und bunte Kleidungsstücke vom heimischen Wohnzimmer zu trennen. Eventuell treten die unerwünschten Effekte nicht auf, wenn Menschen mit Glatzen in schwarzen Anzügen vor weißen Wänden stehen, doch leider konnte dieses Experiment aufgrund des beschränkten neXGam-Budgets nicht durchgeführt werden.

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Die Unzulänglichkeiten der Hardware können den Machern der Schauspielsimulation grundsätzlich nicht zur Last gelegt werden. Wohl aber die Qualität der Clips. Die entspricht nämlich nicht dem aktuellen Stand der Technik und liegt etwas unterhalb dessen, was eine Film-DVD zu bieten hat. Wirklich schlimm ist das nicht, aber wahre Cineasten wird es wohl stören, dass die Komprimierung gerade bei dunklen Farben ein paar Spuren hinterlassen hat. Unschön ist auch, dass die Ausschnitte nie im Vollbild-Modus zu sehen sind, sondern immer nur in einem relativ kleinen Kasten in der Mitte des Fernsehers. Auch beim Sound gibt es einige Probleme. Schon mal Kinect für Video-Chats oder als Headset-Alternative genutzt? Dann dürfte klar sein, dass auch das integrierte Mikrofon nicht ohne Schwächen ist. Alles was aufgenommen wird, klingt etwas blechern und wird von leichten Störgeräuschen begleitet.

 

Stefan meint:

Stefan

Im Englischen gibt es den wunderschönen Begriff “one trick pony“, mit dem sich Produkte wie Yoostar 2 sehr treffend beschreiben lassen. Es handelt sich tatsächlich um ein reines Gimmick-Game, das außer seines originellen Grundprinzips keine herausragenden Eigenschaften hat. Natürlich ist es für ein paar Stunden sehr interessant und witzig, sich selbst und ein paar Freunde in bekannten Hollywoodstreifen zu bewundern, aber anschließend sinkt der Spaßfaktor rapide. Falls Filmkaraoke das Potential besitzt, Musikspiele wie Singstar oder Rock Band als nächstes Party-Genre abzulösen, ist das bisher noch nicht deutlich geworden. Positiver fällt das Urteil aus, wenn Yoostar 2 nicht als Spiel im eigentlichen Sinne betrachtet wird, sondern als Online-Community-Event. Wer sich nicht über die Mängel der Technik aufregt und einfach nur Spaß daran hat, im Internet mit anderen Leuten lustige Videos auszutauschen, wird mit der Software sicherlich glücklich. 

Positiv

  • Originell
  • Viele Szenen aus bekannten Filmen
  • Facebook- und Twitter-Anbindung

Negativ

  • Unausgereifte Technik
  • Kaum nachvollziehbares Bewertungssystem
  • Mehr Videosoftware als Game
Userwertung
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Forum
  • von Skydancer:

    Ich mach dann mal weiter hier: Prinz aus Zamunda Take 1: playground.yoostar.com/detail.action?id=85494 Prinz aus Zamunda Take 6 <g>: playground.yoostar.com/detail.action?id=85499...

  • von Master DK:

    das Spiel ist spassig, als party gag immer gut finde ich ...

  • von Skydancer:

    Das Game ist eine echte Spaßgranate!!! Kann ich nur empfehlen mit mehreren Leuten ist das eine echte Gaudi. Keep this Thread alive!!! Wer noch nen Yoostar 2 für Ps3 haben will, melden! Hab noch eins über....

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Yoostar 2 - In the Movies Daten
Genre Genre-Mix
Spieleranzahl 1-2
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 11. März 2011
Vermarkter Namco Bandai
Wertung 5.9
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neXGam YouTube Channel
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