Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr im Test

Nintendo Wii
Die Welt der Literatur bietet großartigen Stoff. Allein, die Spielehersteller kopierten in der Vergangenheit zu oft lieblose Leinwandkost in ein ebenso langweiliges Videospiel. Die Adventure Experten von The Adventure Company wollten dies ändern und rüsten zum Agatha Christie Großangriff - schließlich ist die "Meisterin des Krimis" allein schon Garantin für eine packende Geschichte..
Auf dem PC erschien Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr bereits vor mehr als einem Jahr, zwischenzeitlich werkelte man beflügelt durch Nintendos Erfolg an einer Nintendo Wii Variante mit Wiimote Unterstützung. Wie im gleichnamigen Kriminalroman finden sich zehn fremde Männer und Frauen auf einer abgelegenen Insel in Südengland ein. Die See ist rauh, das Wetter feuchtnaß und der ominöse Gastgeber Mr. Owen offensichtlich schlecht gelaunt - schon nach kurzer Zeit darf einer der Gäste seinen leckeren Zyankali-Whiskey kosten und auch das nächste Opfer der sich langsam dezimierenden Gästeschar hat nicht lange zu warten...


Auf dieser Insel unten spielt sich das Unheil ab


Die Geschichte wurde dabei ansprechend in Szene gesetzt und hält sich (euren Protagonisten ausgenommen) weitgehend an die ursprüngliche Geschichte. Kenner des Originals aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts werden sich an den politisch korrekten Verkrampfungen im Spiel erfreuen, denn neben dem Titel (im Original: "Ten little Niggers") fielen auch zentrale Inhalte des Spieles der Schere zum Opfer. So hört der Schauplatz "Nigger Island" (benannt nach seinem Aussehen) nun auf den Namen "Shipwreck Island" und aus den afrikanischen Eingeborenen wurden "Leichtmatrosen". Auch die Jungs von The Adventure Company waren nicht einfallslos und fügten ihren Senf hinzu. Ihr übernehmt so z. B. die Rolle von Bootsmann Narracott, der im Original nur als Statist auftaucht, nun aber genau wie die anderen Gäste auf der Insel gefangen ist. Kennern des Originals sei zudem gesagt, daß sich das Ende nach ca. 15 Stunden anders als im gleichnamigen Kriminalroman gestaltet und darüber hinaus vier unterschiedliche Endings auf der Schillerscheibe enthalten sind.

In Punkto Gameplay richtet sich Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr auf eine starke Story sowie intuitive Steuerung aus. Demnach sind die Rätsel mit ein, zwei Ausnahmen recht einfach und schlüssig, was die Motivation oben hält und um anspielen anregt. Zwar wünscht man sich hin und wieder doch einen etwas genaueren Tipp, aber dank des begrenzten Areals kommt man mit intensiver Suche eigentlich stets weiter und darf die Hanldung in einer zufriedenstellend deutsch synchronisierten Zwischensequenz verfolgen. Interessant dabei - der Spielverlauf ist nicht (!) linear strukturiert und viele Rätsel lassen sich beispielsweise schon in Kapitel 3 lösen, bis Kapitel 7 werdet ihr aber z. B. die neuen Gegenstände nicht benötigen. Manche Aufgaben müssen auch gar nicht gemeistert werden, um Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr erfolgreich zu meistern.


Lebemann Anthony Marston beißt als erstes ins Gras...


Mängel zeigt das Spiel hingegen bei der technischen Realisierung, woran man seit der PC-Fassung offensichtlich nur halbherzig arbeitete. So fällt zunächst im speziellen die dürftige Optik ins Auge des Betrachters, die allenfalls PlayStation 2 Niveau erreicht und so auf dem Nintendo Wii definitiv enttäuscht. Der niedrige Detailgrad fällt gerade bei den Charakteren in den Zwischensequenzen sehr negativ auf - kommt noch Bewegung durch Animationen ins Spiel, fühlt man sich gar an unselige N64 Zeiten zurückerinnert. Fehlende Mimik, Münder die einfach nur auf und zu gehen und eckige Körperteile sehen jedenfalls eher nach 2001/2002 aus.

Gespielt wird im übrigen allein mit der Wiimote, mit der ihr die Screens nach verdächtigen Objekten abfahrt und Inventar + Notizbuch aufruft. Da ihr bei Interaktionsmöglichkeiten immer ein passendes Symbol eingeblendet bekommt, gibt es hier absolut keine Schwierigkeiten. Schwieriger ist es mitunter schon bei den Minispielen mit (verunglücktem) Wiimote Einsatz - gerade das öffnen der Tresortür mittels neigen der Wiimote kann etwas nerven kosten. Am besten im Wii Menü die Empfindlichkeit herunterstellen, um hier keinen Nervenzusammenbruch zu erleiden!


Mittels Wiimote werden problemlos Items ge- und untersucht...


Bliebe zu guter letzt noch ein Wort zur Soundkulisse von Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr zu sagen: Die gesprochenen (deutschen) Dialoge sind recht gelungen und tragen zur guten Atmosphäre bei, auch wenn die Lautstärke der Sprecher doch erstaunlich verschieden ist. (Narracott nuschelt und Blore bellt)
Die restlichen Soundeffekte sowie die Soundkulisse gehen in Ordnung, gerade die Main Theme mit ihrem Klaviergeklimper nervt aber nach mehrstündiger Berieselung. Kleiner Tipp: Repariert das Radio im Wohnzimmer in Kaminnähe und schaltet es ein - fortan gibt es sehr stylishen Big Band Sound aus den 20er Jahren zu hören!

Sebastian meint:

Sebastian

Ich liebte die Romanvorlage - dementsprechend spielte ich Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr trotz seiner Schwächen begeistert in ca. 15 - 20 Stunden durch. Hätte ich dieses Faible für Mrs. Christie nicht - es bliebe einzig ein nettes, aber altbackenes Adventure, auf das man auch ruhigen Gewissens verzichten könnte. Wer sich aber für detektivische Umtriebe im England der 1930er Jahre begeistern kann, wird über die Mängel hinwegsehen und Spaß haben können.

Positiv

  • Tolle Geschichte / Atmosphäre
  • Vier verschiedene Enden
  • Gute Wiimote Steuerung

Negativ

  • Grafisch enttäuschend
  • Wiimote Minispiele teils nervig
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Agatha Christie: Und dann gabs keines mehr Daten
Genre Action-Adventure
Spieleranzahl 1
Regionalcode PAL
Auflösung / Hertz -
Onlinefunktion Ja
Verfügbarkeit 17. Januar 2008
Vermarkter JoWood
Wertung 6.9
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