Den ursprünglichen Titel des ersten Abenteuers mit dem blauen Igel erneut zu verwenden, könnte als Versuch eines Neuanfangs gewertet werden. Und der ist auch nötig, schließlich hat sich seit der Geburtsstunde Sonics vor rund 15 Jahren Einiges getan - und seit den guten, alten Dreamcast-Tagen konnte das SEGA-Aushängeschild nicht mehr wirklich begeistern. Und leider wird auch auf der Xbox 360 schnell klar, dass es Ende 2006 nicht anders aussehen wird. Während Sonic das Packshot des Spiels ziert und an gute, alte Zeiten erinnert, seid ihr im Spiel größtenteils in den Rollen anderer Charaktere unterwegs. Insgesamt gibt es drei Storylines: eine rund um Sonic, eine um Shadow und eine um den neuesten Zuwachs der Igelfamilie namens Silver. Die drei Stories unterscheiden sich jedoch auch spielerisch voneinander, da sich die Entwickler für jeden der Charaktere ein eigenes Steuerungsschema ausgedacht haben.
Während Sonic traditionell schnell unterwegs ist und sich hauptsächlich mittels A-Button und den daraus resultierenden Sprungattacken verteidigt, verfügt Silver z.B. über telekinetische Kräfte, die es ihm erlauben, große Gegenstände ohne Körpereinsatz aufzuheben und sie auf Gegner zu werfen. In Sachen Geschwindigkeit muss sich Silver dem blauen Original geschlagen geben, doch der gräuliche Kollege kann kurze Zeit in der Luft verharren und dadurch größere Abstände im Sprung überwinden. Last but not least haben wir Shadow, der eine abgewandelte Form von Sonics Sprungattacke verwendet und zudem in verschiedenen, mit Waffen ausgestatteten Fahrzeugen Platz nehmen kann.
Doch es bleibt nicht bei diesen drei spielbaren Charakteren. Neben Sonic, Shadow und Silver haben sich mehrere Nebendarsteller eingefunden, die aus den vergangenen Jahren bekannt sind. Tails, Knuckles, Amy, Rouge, Blaze und E-123 Omega haben ebenfalls unterschiedlich große Auftritte und bringen somit die große Familie wieder zusammen. Die vielfältige Zahl an Charakteren mag zunächst wie ein Pluspunkt wirken, doch hinter der Fassade stellt sich heraus, dass trotz der Vielfalt nur wenig Interessantes geschieht. Tails wirkt z.B. fürchterlich träge und langsam und so verliert das Spiel in der Sonic-Story sofort jeglichen Reiz, wenn ihr für kurze Abschnitte in die Haut des Gefährten schlüpft. Neben den Singleplayer Level wird euch auch noch ein 2 Spieler Splitscreen-Modus geboten, in dem den beiden Spielern Kooperation aufgezwungen wird, während ihr durch die Story schreitet.
Die Grundstruktur von Sonic the Hedgehog verändert sich nicht durch die verschiedenen Charaktere. Egal, welche der drei Hauptstories ihr bestreitet, stets wechseln sich Action- und Adventuresequenzen untereinander ab. Die Adventuresequenzen finden in verschiedenen Stadtabschnitten statt, wo ihr wenig aufregende Zusatzmissionen annehmen könnt oder diverse Puzzles lösen müsst, um ins nächste 'richtige' Level zu gelangen.
Während sämtliche spielerischen Inhalte von Sonic the Hedgehog schon nicht sonderlich begeistern können, wird der Spieler auch noch von ellenlangen und viel zu häufig auftretenden Ladezeiten genervt. Wer nach den extremen Ladezeiten nicht schon die Lust am Spiel verloren hat, der wird spätestens nach kurzer Zeit in den Actionsequenzen durchdrehen. Hauptgrund dafür ist die komplett verhunzte Kamera, die euch niemals den optimalen Blickwinkel auf das Geschehen vorgibt. Hinzu kommt, dass die Standardeinstellung der invertierten Kamera in den Optionen nicht verändert werden kann. Ja, richtig gelesen – wer Sonic the Hedgehog spielt, wird zur invertierten Kameraperspektive gezwungen. Richtig 'lustig' wird es dann, wenn die Kamera zum unpassendsten Zeitpunkt automatisch umschwenkt und sich die Steuerung nicht direkt an den neuen Winkel anpasst – ungesunde Stürze und Frustattacken vorprogrammiert. So können Sprungattacken in der Nähe von Plattformgrenzen fast schon als Selbstmordversuch gewertet werden, denn aufgrund der angesprochenen Mängel habt ihr schlichtweg keinen Überblick und müsst nicht selten Szenen wiederholen. Das wiederum führt früher oder später dazu, dass ihr keine Leben mehr habt und den ganzen Weg zurück ins Hauptmenü geworfen werdet – das Spiel speichert nämlich nicht automatisch und auch während einer Mission kann nicht einfach mal eben gespeichert werden. Vorsicht ist besser als Nachsicht – noch besser wär ein ordentliches Spieldesign...
Auch grafisch kann Sonic the Hedgehog auf der Xbox 360 nicht wirklich begeistern. Auf der einen Seite wird viel mit bunten Farben gespielt, auf der anderen Seite wirken die Städte, in denen ihr viel unterwegs seid, als ob jemand alte Dreamcast-Artworks rausgekramt, ein bisschen aufpoliert und in das neue Spiel transferiert hat. Während die Animationen von Sonic und Co. noch als gelungen bezeichnet werden können, gibt es zahlreiche Momente, in denen grafisch einfach alles den Bach runter geht,,, auch dank der Kamera, über die ich mich ja schon ausgelassen habe. Ausnahmen bestätigen die Regel und solche Ausnahmen gibt es auch im aktuellen Spiel, so z.B. Silvers erstes Level in einer zerstörten, futuristischen Stadt. Beim Sound konnte mich der typische Sonic-Soundtrack fast schon begeistern, die schnellen Songs in den Level passen gut zum Tempo und werden von Ska Einflüssen schön abgelöst. Weniger begeisternd sind die Stimmen der Charaktere, die für meinen Geschmack eine Nummer zuviel Anime-Enthusiasmus in sich tragen.
Sonic the Hedgehog (Xbox 360) - Trailer
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Traurig aber wahr: nicht mal 'Die Hardcore Sonic-Fans' werden mit Sonic the Hedgehog auf der Xbox 360 viel Spaß haben. Mangelhaftes Gameplay, eine richtig schwache Kamera und die übersensible Steuerung sorgen dafür, dass Sonic Adventure weiterhin das beste Sonic-Spiel der letzten Jahre bleibt und viele Hoffnungen der SEGA-Fans zerstört wurden.